alltägliches,  Kleine Abenteuer

Neustart

Heute Morgen fällt es mir so schwer mich zu motivieren. Das Aufstehen hat schon alle Kraft verbraucht. Dabei ist heute eigentlich ein schöner Tag. Die Sonne geht blutrot auf und am Himmel zeigt sich keine einzige Wolke. Der Tag verspricht warm genug zu werden um baden zu gehen (was ich den ganzen Sommer über übrigens kein einziges Mal getan habe) aber kühl genug, um nicht mit nacktem Bauch platt wie eine Flunder auf den kalten Fliesen liegen zu wollen. Ich greife nach meinem Handy und höre die neuste Sprachnachricht einer Freundin ab.

Die Gespräche, die ich mit Freundinnen führe, klingen in den letzten Tagen alle irgendwie ähnlich. Hier in Baden-Württemberg geht die Schule wieder los und die Kids sind aufgeregt. Für manche der Zwerge ist es das erste Mal Schule. Oder das erste Mal Kindergarten. Ein Schulwechsel, Klassenwechsel. Alte Freunde wieder treffen, neue finden. Die allgegenwärtigen Fragen: Werde ich das schaffen? Bin ich den Herausforderungen gewachsen? Was kommt auf mich zu? Mögen mich die anderen?

Spannend, wie wenig sich die großen Lebensfragen ändern, egal wie alt man ist.

Auch mein Alltag nimmt wieder an Fahrt auf, wie ich erschrocken feststellen muss. Plötzlich füllt sich der Kalender, wie er es immer im Herbst tut. Aber wegen Corona dachte ich dieses Jahr irgendwie, es würde langsamer gehen. Ich habe es immer noch nicht geschafft Urlaub zu machen. Meine vollmundigen Ankündigungen von ‚Tine allein im Wald‘ habe ich nicht umgesetzt, sondern Woche für Woche verschoben. In der einen Woche war es zu heiß, in der nächsten Woche zu viel zu tun. ‚Nur noch schnell‘ das eine zu Ende machen, dann kann ich mir bestimmt ein paar Tage frei nehmen. Und plötzlich ist das Jahr rum. Naja, noch nicht ganz, aber wenn ich in den Kalender schaue, dann halt irgendwie doch.

Für sowas hat man dann Freunde. Ruth meldete sich plötzlich, sie will wandern. Das würde ich doch auch wollen? Ja? Großartig! Wann? Ach, in der zweiten Oktoberwoche hast du noch keinen festen Termin. Super, dann ist das gebongt.“ Und zack, schon hab ich Urlaub ‚gebucht‘.

Und plötzlich stellt sich die Frage: Schaff ich das? Wird der Weg nicht zu anstrengend, ist das Vorhaben nicht zu groß?

Aber zum Glück bin ich nicht allein. Zum Glück ist Ruth dabei. Und Jesus. Sind wir schon zu dritt. Mit zwei Leuten unterwegs, die mich gut kennen und trotzdem ihre Freizeit mit mir hibbeligen und manchmal viel zu schweigsamen Wesen verbringen. 

Ja, die großen Lebensfragen. Ich glaube, auf die Frage „schaff ich das“, werde ich keine abschließende Antwort finden. Denn in der Regel werden mir Situationen in denen ich ein spontanes „klar schaffe ich das, hab ich schon mal gemacht.“ sehr schnell zu eng und ich suche mir was neues. Oder ich werde in neue Situationen geschupst. So wie die Kindergarten- und Schulkinder gerade. Aber wenn man Freunde an seiner Seite hat, ist alles nur noch halb so wild.

„Jesus, ich danke dir, dass du mit uns in und durch jede Situation gehst. Danke, dass dir nichts zu klein und nichts zu schwer ist. Ich bitte dich vor allem für die ganzen Schul- und Kindergartenkinder und ihre Familien, dass du sie durch diese aufregende Zeit begleitest. Dass du ihnen Mut gibst, Freunde an die Seite stellst und ihnen zeigst, dass auch du nicht von ihrer Seite weichst. Ich danke dir. Amen.“

One Comment

  • The

    Danke für deine Gedanken, Tine! Ich stehe gerade vor einer Prüfung und frage mich „schaff ich das?“ und bin ganz zuversichtlich… vor allem weil ich weiß: Selbst wenn ich es nicht schaffe, dann ist da einer da der mit mir den unbequemen Weg des Misserfolgs geht, damit ich diese neue Herausforderung schaffe, ja vielleicht sogar noch was Neues daraus wächst…

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