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Alltag

Wie oft habe ich bereits über den Sabbat geschrieben? Darüber, dass wir Menschen nicht dazu gedacht sind, wie Roboter zu funktionieren. Sabbat, das meint keine Arbeitsbesprechungen mit Gott, sondern diese zweckfreie Zeit des Miteinanders. Des Schweigens, des Lachens und des Auftankens. Jesus hat uns das vorgelebt. In den Evangelien lesen wir immer wieder, dass er sich die Zeiten mit seinem Vater nahm. Weil er sie brauchte. Weil wir sie brauchen. Theoretisch weiß ich das. Praktisch vergesse ich oft, lasse mich von falschem Ehrgeiz oder der ‚ich-mache-das-nur-noch-schnell-fertig-Illusion‘ antreiben…

…während ich diese Worte tippe ist Montag. Montag der 18.11.2019. Es ist 13.04 Uhr. Ich bin noch immer im Morgenmantel. Mein bisheriges Essen bestand aus einer halben Tafel Schokolade und 5 Tassen Kaffee. Ein ernstes Warnsignal, dass Tine nicht mehr funktioniert. Der Geschirrspüler ist fertig, und sollte ausgeräumt werden. Die Waschmaschine nicht, weil ich sie noch nicht eingeschaltet habe. Montag ist mein Putztag, d.h. es ist der Tag mit der maximal zeitlichen Entfernung zum letzten Putzen. So sieht es hier auch aus: der Küchenboden erzählt die kulinarische Geschichte der letzten Woche. Im Arbeitszimmer drängt ein Auftrag auf meine Bestätigung, einige weitere auf Abschluss und mindestens drei Aufgaben leuchten in vorwurfsvollem Rot.

Das ist so überhaupt nicht ‚der Montag‘, wie ich ihn mir vorstelle. Ich möchte Dinge unter Kontrolle haben, möchte der Zeit voraus sein, möchte energiegeladen, souverän und fokussiert in die Woche starten. Und nicht überfordert und energietankleer.

Meine Schwester durchbricht meine hilflose Lethargie, indem sie am Telefon mit einer Stimme, die erstaunlich nach der unserer Mutter klingt, sagt: „Jetzt schreibst du erstmal den Blogartikel. Und kümmerst dich um die roten Aufgaben. Danach machst du für heute Schluss.“ Ein Teil von mir möchte, dass die Stimme weiter sagt: „Und dann trinken wir in der Küche Kaffee. Ich hole uns was vom Bäcker.“ Und wenn ich dann in die Küche käme, dann wäre die Eckbank von der Heizung ganz warm. Es würden Kerzen brennen und es würde irgendwie nach Advent riechen, obwohl noch gar nicht Advent ist. Wir würden zusammen sitzen, ich würde von den ganzen Sachen der letzten Tage erzählen. Würde mir alles von der Seele reden, was sich da angestaut hat. Meine kleine Nichte würde währenddessen mit ihrer Knetmasse spielen und dabei ebenfalls ununterbrochen reden. Ganz die Tante.
Doch meine Schwester wohnt zu weit weg um mal eben vorbei zu kommen. Und meine Küche ist nicht nur verwüstet, sondern auch zu klein, um einer heizungswarmen Eckbank Platz zu bieten.

Aber kurz hatte ich Kontakt zu dem was ich vermisse: Nähe, Ruhe, verstanden werden. Ein Stück Heimat in dem Wellenchaos von Eigen- und Fremderwartungen. Und noch kürzer hatte ich den Eindruck einer vertrauten Stimme in meinem Herzen: „Du fehlst mir auch.“


Es ist 18.30 Uhr

Der Geschirrspüler ist ausgeräumt, der Boden bereit für neue Klebrigkeiten und die Wäsche trocknet im Nebenzimmer. Der Blogbeitrag ist fast fertig. Die roten Aufgaben sind erledigt und die restlichen Sachen so über die nächsten Tage verteilt, dass sie bewältigbar wirken. Der Druck und das Gefühl der Überforderung sind abgeklungen. Ich hatte Telefonate mit meinen Lieblingsmenschen und fühle ich mich innendrin etwas aufgeräumter und weniger wund. Nun ist das Handy im Flugmodus. Ich bin jetzt nicht da. Unerreichbar, so wie Jesus oft, wenn er beten war. Ich sitze hier. Auf meinem Sofa. Inzwischen ist es dunkel draußen. Meine Haut riecht nach meinem Lieblingsduschgel und die Füße stecken in dicken Wollsocken. Kerzen brennen. Es ist kein kompletter Sabbat. Aber es ist ein Moment der Ruhe, der Nähe und des Verstanden Werdens. „Du hast mir auch gefehlt Jesus, verzeih. Irgendwann lerne ich es.“

3 Comments

  • Ellen

    hallo Liebe Tine,
    Letzte Samstag hat mein Haus und Aufgaben genauso ausgeschaut….und was habe ich gemacht?? meine Küchenboden noch klebriger gemacht mit der Bearbeitung von 9 Kg eingefrorene Mirabellen, seit dem Sommer, auf mich sehnsüchtig gewartet haben ;0) 4 Stunden später, 40 Marmelade Gläser, ein saubere Küchenboden, habe ich mit geduscht mit meinem Lieblingsduschgel und Körper Öl und auf dem Sofa mit eine Kaffee „Badewanne Kaffeetasse“ in der Hand…mein Sabattag wurde erledigt…geputzt würde am Sonntag mit Freude und Energie….
    Wünsche dir eine besinnliche Adventszeit, freue mich auf die nächsten Blogeinträge.
    Viele liebe Grüße
    Ellen

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