alltägliches

Gesunde Ernährung

Ich bin bekennende dm-Shopperin. An der Kasse geht es mir regelmäßig wie einer Freundin, die der netten Kassiererin den Zettel unter die Nase hielt, mit den Worten: „Da muss ein Fehler passiert sein, das ist so viel Geld das ich bezahlen muss.“ Und die Kassiererin mit einem Lächeln erwiderte „Sie haben ja auch sehr viel gekauft.“

Dm ist ein bisschen gemein, da man dort nicht nur Kosmetika und Hygieneartikel bekommt, sondern auch noch Kerzen, Deko, Fotos, Tee und Bioessen. Es ist also eine sehr verhängnisvolle Mischung aus Wellnessoase, Futtertrog und IKEA Erdgeschoss.

Gefühlt stehe ich inzwischen seit einer dreiviertel Stunde vor dem Regal mit dem Essen. Da im dm die Zeit etwas anders läuft, ist es wahrscheinlich weit mehr als eine Stunde. Glücklicherweise bin ich allein. Kein Mann, der unglücklich auf der ‚Männerwartebank‘ am Markteingang sitzt. Und die Kinder, die sich in der Kinderabteilung um das Schaukelpferd prügeln, fallen auch nicht in meinen Verantwortungsbereich. Nur meine eigene Zeitplanung drängelt ein bisschen, doch die ignoriere ich gekonnt.

Bei der Kosmetik bin ich bereits durch. Ich habe vor einem halben Jahr die für mich perfekte Gesichtscreme gefunden und sie wurde, entgegen Murphys Law, noch immer nicht aus dem Sortiment genommen. Doch das Futterregal bringt mich an meine Grenzen. Ich sollte den Blogartikel schreiben. Ich will den Blogartikel schreiben. Und ich muss es auch, denn heute ist das einzig verbleibende Zeitfenster. Und das schrumpft gerade. Doch anstatt mich in mein Lieblingscafe zu setzen und zu schreiben, stehe ich hier und…gucke.

Als Konsumopfer meiner Zeit informiere ich mich über Ernährung und schwanke zwischen den Polen von Fertigpizza mit Käseersatz und…ja…veganen Bioprodukten, hergestellt aus handgestreichelten Mandeln. Wahrscheinlich sind diese Produkte gar nicht so Bio und vor allem nicht so fair gehandelt, wie sie daher kommen. Sie machen aber ein gutes Gefühl. Zumindest ein besseres als Fertigpizza aus dem Discounter. Letztere ist hingegen günstig und befriedigend. Man hat es nicht leicht.

Nachdem meine beiden Eltern an Krebs gestorben sind, habe ich eine ziemlich gestörte Beziehung zu dieser Krankheit. Ich bin ein Krebs-Hypochonder. Sobald ein Nahrungsmittel in Verdacht steht krebsfördernd zu sein, entwickle ich Symptome und streiche es von der Speisekarte. (Nur um es später reumütig wieder drauf zu setzen; aber darüber reden wir jetzt mal nicht.)
Gerade ist es Milch. In der Milch sind Wachstumshormone und die sind böse, böse, böse. Macht nichts, es gibt ja Milchalternativen. Aber nicht die aus Soja nehmen, denn Soja hat hormonähnliche Strukturen und tut einem nicht gut. Reismilch geht wahrscheinlich, schmeckt aber nach nix und den Kaffee macht es auch kaum weiß. Der Aufdruck auf der Reismilch „mit extra Calcium“ erinnert mich daran, dass ich mich um mehr Eisen in meiner Ernährung kümmern wollte. Also wandere ich zu den Hülsenfrüchten: Linsen, Kichererbsen & co. bei denen ich nicht die geringste Ahnung habe, wie sie angebaut, geschweige denn wie sie gekocht werden. Aber ich finde den Namen Kichererbsen nett. Nehm ich. Leider sind die in Plastik verpackt, was ich eigentlich nicht mehr konsumieren wollte. Nehm ich doch nicht. Kampf der Vermüllung des Planeten.

Die Zeit für den Blogartikel habe ich verspielt. Der nächste Termin drängelt und mein Einkaufskörbchen ist bis auf die Creme noch immer leer. Dann kauf ich eben nichts zu Essen. Es gibt Berichte von Mönchen die sich ihr Leben lang nur von Gebet und einer Hostie wöchentlich ernährt haben. Das nenne ich umweltbewusst.

Abends kommt meinem Vorsatz, mich künftig müllfrei und nur noch von Luft und Liebe zu ernähren…der Hunger dazwischen. Und zwar richtiger Hunger.

Zum Glück hat mein Mann Fertigpizza gekauft, mit Ersatzmozarella und Fakepesto. Und weil’s nun auch schon egal ist, gibt’s danach nen Milchkaffee mit herrlich echter Milch. Ich hege die dumpfe Befürchtung, dass auch mein Leben tödlich enden wird.

3 Comments

  • Christina

    haha.Liebe Tine, das hast du mal wieder so herrlich geschrieben. Und ich kenne das so gut! Wie die Zeit in diesem Laden davonrennt, und ich wie angewurzelt auf die ganzen tollen Sachen starre und weiß, ich komm hier nie wieder weg. Und wenn, dann ist mein ganzes Geld weg! (und Fertigpizza gibt`s bei uns grade auch viel zu oft, sagt Heio). Wir werden überleben! 🙂 SEGENSGRÜßE zu Dir!!! 😀

  • Gernot

    *lach*
    Ich glaube, ich muß Dir meine neue Entdeckung in Bezug auf Pizza verraten. Dann kannst Du die immer frisch machen und der zeitliche Mehraufwand gegenüber Fertigpizza mit Analogkäse liegt bei nur ca. 2 min.
    Und ja, das Leben ist hart und ungerecht und endet meistens tödlich – für uns alle. Also nicht unterkriegen lassen.

  • Frau Vorgarten

    … und dabei schmeckt „echte“ Pizza soooooooooo-oooooo viel besser als Fertigpizza, die nur auf der Packung nach echtem Essen aussieht!
    Fertigpizza, ehrlich, hab ich vor Jahren aus dem Sortiment meiner Küche genommen.
    Seitdem kauf ich den Pizzaboden mit oder ohne Tomatensoße (kommt drauf an, wo ich einkaufe) und die wichtigsten Zutaten hab ich immer im Haus oder ich weiß ja vorher, dass ich Pizza machen will und kaufe sie ein: Schinken, Tomatensoße (oder halt keine, ist aber trotzdem immer da), Oliven, manchmal Mais (geht aber auch als Zutat im Salat, also immer vorrätig), Käse. Mehr nicht.
    Natürlich macht das auch Müll. Alle Sachen sind einzeln verpackt, die meisten in Plastik.

    Aber:
    Die Zubereitung dauert nicht viel länger als eine Fertigpizza. Und es schmeckt viiiiiiieeeeeel besser. Und kostet weniger. Und vor allem: du hast ein ganzes Blech voll, du wirst satt. Morgen noch mal. Zu zweit — hab ich noch nicht ausprobiert, ich bin nur eine.

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