Kleine Abenteuer

Wundervollkonferenz

Vor zwei Wochen war ich mit ein paar Mädels meiner Gemeinde auf der Wundervollkonferenz – eine Konferenz für Frauen. Das war das Wochenende, an dem ich völlig handy- und internetzbefreit war (was an und für sich schon Abenteuer genug für mich war.). Damit viel meine Idee von einer Quasi-Live-Berichterstattung, schon mal ins Wasser. Letzte Woche kam dann die Anfrage von der lieben Bettina, ob ich nicht für die Korrekte Bande (das Magazin der Jesus Freaks) etwas über die Konferenz schreiben könnte. Da war er dann, der Anstoß, mich nun doch mit den Erlebnissen auseinander zu setzen.

Gepäck-Check: Schmusedecke, Kuschelkissen (2 Stück, hab ja auch zwei Arme), Notproviant, die Tasche mit den Klamotten – die ist zum Glück klein und übersichtlich. Dennoch wird Denise etwas blass, als ich mit meinem Gepäckberg auf ihren Kombi zugeschaukelt komme. Doch sie bringt alles unter. Auch die Taschen von den anderen beiden Mädels. Eine halbe Stunde später sind wir auf der Autobahn. Muffins werden ausgepackt, selbst gebacken von Lissy. Ruth darf vorne sitzen, damit sie nicht kotzt. Die Stimmung ist gut.

Aufregung, Vorfreude. Wir sind auf dem Weg zur Wundervoll-Konferenz. Denise, Ruth und ich waren vor zwei Jahren schon einmal dabei, für Lissy ist es Premiere. Wie auch beim letzten Mal mischen sich in die Vorfreude Bedenken: Wie wird es, wenn man 100 Frauen in ein Haus sperrt? Werden die anderen nett sein? Wird’s theologische Auseinandersetzungen geben? Was gibt’s zu Essen? Und vor allem: wird Gott an dem Wochenende da sein? Letzteres ist das, worauf jede von uns im Stillen hofft. Ein persönliches Wort von ihm. Ein Zublinzeln. Ein ‚du bist wichtig für mich‘.

Begrüßt werden wir herzlich. Bekannte und neue Gesichter, stürmische Umarmungen, viel Lächeln und Winken. Am Tisch sitzen wir vier trotzdem zusammen – soziale Sicherheit geht vor.
Dann geht das Programm los. Der Raum ist voll, die Konferenz bis auf den letzten Platz ausgebucht. Mädchen jeglichen Alters sind hier. Sarah, die Frau mit der Wundervoll-Idee, begrüßt uns auf ihre strahlende Sarah-Art. Dann klingen die ersten Akkorde. Zwei Tage später werden uns die Mädels vom Lobpreis gestehen, dass es auch für sie nicht selbstverständlich ist, dass sich die Atmosphäre so schlagartig verändert: Jesus ist da. Das wird das Wochenende über so bleiben.

Ich erspare euch die Einzelheiten meiner geistigen und geistlichen Ergüsse und koche meine Eindrücke für euch zusammen, praktisch ein Sirup:

  • Was mich am meisten berührt hat, war die Echtheit. Diese schonungslose Offenheit jeder einzelnen Frau, vor allem aber die der Referentinnen. Das ist nicht selbstverständlich, dass man am Mikro die Hosen runterlässt (im übertragenen Sinn). Das wirkt ansteckend – Echtheit macht Mut zu sich selbst zu stehen.
  • Die zweite Erkenntnis: es gibt keine Schlange vor dem Damenklo, wenn frau auch die Herrentoilette benutzen darf. Sollte man mal drüber nachdenken.
  • Die dritte Erkenntnis: Unterschiedlichkeit ist okay. Klar, theoretisch weiß das jeder, aber ganz oft fühlt es sich halt nicht okay an, anders zu sein. Doch an diesem Wochenende wurde es vorgelebt. Am Mikro waren Frauen, so verschieden wie die Teilnehmerinnen: laut und schrill, ruhig und besonnen, jung und enthusiastisch, lebensmittig und voll mit Erfahrungen. Jesus vergleicht uns nicht, er liebt unsere Eigenheiten. Er nutzt diese Frauen und auch mich mit dem individuellen Cocktail an Stärken, Schwächen und Spleens, den jede von uns hat. Wie entspannend – ich darf ruhig, introvertiert, smalltalkunfähig und manchmal lustig sein. Und Ruth, die neben mir sitzt, und so ganz anders ist mit ihren roten Locken, ihrer geballten Energie und den vielfältigen Gaben, ist genau so richtig. Selbst wenn sie im Auto vorne sitzen muss.

Am Sonntag fahren wir wieder nach Hause. Jede mit ihren eigenen Jesuserfahrungen. Lissy neben mir strahlt so sehr, dass ich mich frage, ob Glitzerstaub aus ihr herausfallen würde, würde man sie schütteln. In zwei Jahren werden wir wieder dabei sein, so Gott will und wir leben. Bis dahin haben wir genügend Zeit echt zu sein und uns gegenseitig zu ermutigen, unsere jeweiligen Stärken zu leben.

Alles in Allem waren es keine bahnbrechend neue Erfahrungen für mich. Aber es war so entspannend und schön ein Wochenende lang zu erleben, dass es wahr und lebbar ist, was ich glaube. Das hat gut getan und Motivation für den Alltag gegeben. Manche Wahrheiten muss ich einfach immer wieder hören. So lange, bis sie irgendwann mal vom Kopf ins Herz rutschen.

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