Trauer

Umgang mit Trauer

Seit gefühlten Wochen, hänge ich innerlich beim Thema Trauer fest. Ich weiß nicht, was genau der Auslöser war. Vielleicht, dass im Freundes- und Bekanntenkreis wieder verstärkt Krebs- oder Todesfälle aufgetreten sind. Vielleicht ist es auch nur der zeitliche Abstand, der zulässt, dass manches nach oben kommt.

Immer wieder werde ich gefragt, wie man mit Trauer gut umgehen kann. Nach acht Jahren sollte ich eigentlich eine souveräne Antwort geben können. (Zumindest bilde ich mir ein, die geben können zu sollen…oder so.) Doch das fällt mir nach wie vor schwer. Meine größte Fähigkeit ist das aktive Verdrängen. Darin bin ich ganz groß. Und es ist das letzte, was ich empfehlen kann. Beim Nachdenken darüber, was mir geholfen hat, kam ich auf das Bild der Trauerwellen:

Als ich das erste Mal mit dem Schmerz der Trauer konfrontiert wurde, war ich völlig überfordert. Ich wusste nichts darüber wie Trauern funktioniert und war weder in der Lage noch Willens mir irgendeine Theorie darüber anzulesen. In mir herrschte Chaos, während das Leben draußen ganz normal weiterging – ich schwamm irgendwie mit. Nach und nach begriff ich: Trauer kommt in Wellen. Diese Erkenntnis half mir zu verstehen, wie es sein kann, dass ich im einen Moment mit Freunden herzlich lache und mich im nächsten Moment die pure Verzweiflung packt.

Also stellte ich mich auf die Trauerwellen ein, hielt nach ihnen Ausschau, versuchte mich zu wappnen – und versagte kläglich. Etwas mit dem Wellenbild stimmte nicht, es deckte sich nicht mit dem was ich erlebte.

Dann besuchte ich ein Hallenbad, mit einem modernen Wellenbecken. Dieses Becken war nicht vier- sondern vieleckig. Die Wellenmaschinen waren an unterschiedlichen Seiten angebracht. Was sie erzeugten war ein Auf und Ab an Wellenbergen und -tälern. Mal trifft es einen von vorne, mal von hinten und mal gar nicht. In diesem Becken war nicht vorhersehbar von wo die nächste Welle kommen und wie hoch sie sein würde.

Trauerwellen sind nicht wie Wellen am Strand, die immer von vorne und in einem stetigen Rhythmus auf einen zurollen. Trauerwellen sind chaotisch und oft nicht vorhersehbar. Diese Erkenntnis hat mir geholfen. Weil diese Wellen sind, wie sie sind, darf ich mir erlauben, nicht immer gut mit ihnen umgehen zu können. Deswegen darf ich mir Zeit lassen und mich nach ein paar heftigen Wellen erst einmal erholen. Und ich darf mich an dem Wissen festhalten, dass ich einen Gott habe, der bei Sturm über Wellen gehen kann und mich hält, wenn ich drohe unterzugehen.

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