Schreibblockade?!
Schreibblockade, die
„Eine Schreibblockade, auch Schreibstau genannt, ist ein psychisches Phänomen, bei dessen Auftreten die Autoren dauerhaft oder vorübergehend nicht in der Lage sind zu schreiben. Sie kann als Spezialfall der Kreativitätsblockade gesehen werden.“(Quelle: Wikipedia)
Seit zwei Stunden starre ich aufs weiße Blatt. Bzw. auf blinkenden Cursor vor weißem Hintergrund.
„Das Starren gehört zum Schreibprozess.“, habe ich irgendwo mal gelesen. „Übergehen Sie diesen wichtigen Schritt bei der Entwicklung Ihrer Schreibfähigkeit nicht, halten Sie es aus. Man kann nicht direkt mit dem Schreiben anfangen weil…“, die Begründung hab ich vergessen. Aber in mir steigt ein hysterisches Kichern hoch. Ich, eine Schriftstellerin, schon witzig die Vorstellung. Mein Lebenstraum. Und offensichtlich eine Schriftstellerin mit Schreibblockade. Wunderbar, ich liebe Klischees.
Das tue ich. Wirklich. Schon immer.
Ich erinnere mich an eine Unterrichtsstunde in der Grundschule. Deutsch. Der Lehrer brachte uns verschiedene Stilrichtungen bei und ein paar Konzepte, unter anderem auch das Konzept des Klischees. Ich spüre bis heute die Entrüstung, dass er so etwas wundervolles mit einem so negativ klingenden Wort belegt. Klischee.
Klischees…das sind kaffeemahlende Omas, die in der Nachmittagssonne mit ihrer quietschenden Handmühle auf dem Bänkchen vor ihrem Haus sitzen. Klischees, das sind nickelbrillentragende Geschäftsleute, klein, blass, immer etwas hektisch und unsicher wirkend, zu denen man sich hinunterbeugen und ihnen einen Kuss auf die Halbglatze drücken möchte. Einfach, weil sie so schrecklich süß und nervös sind. Klischee, das ist Jesus mit halblangen Haaren, Lachfältchen um die Augen und Sandalen an den Füßen. Und Klischees sind dreitagebärtige Schriftsteller mit Schreibblockade, die im Halbdunkel rauchend hinter einer Schreibmaschine sitzen, das Whiskeyglas neben sich. Wie ich. Gut, nun rauche ich nicht und die Liebe zum Whiskey hat sich bei mir auch nie entwickelt, ich schreibe nicht auf einer altmodischen Schreibmaschine und außerdem lacht mir die Sonne ins unbebartete Gesicht. Aber ansonsten entspreche ich genau dem Klischee.
Ich mag Klischees. Das bringt mich zwar bei meinem Schreibproblem nicht weiter, sorgt aber für ein deutlich besseres Gefühl beim Starren. Ich schiele zur Uhr. Die Schreibzeit für heute ist fast rum. Gott sei Dank.
Jetzt kann ich nur hoffen, dass mein Kontingent des Starrens und Wartens, das man offensichtlich erfüllen muss, bald voll ist und mir zu den vielen Ideen, die als Stichpunkte in meinem Notizbuch stehen, endlich ein Text einfällt. Sonst wird es nämlich eng mit dem Adventskalender dieses Jahr.
2 Comments
Petra
Liebe Tine!
Ich erfülle auch ein Klischee – ich bin eine Großmutter mit weißem Haar. Manchmal auch mit sowas ähnlichem wie eine Kittelschürze, heute nennt man das Tunika über Leggings. Und ich bin sooo gerne zu Hause, kümmer mich um Haus, Hof und Garten und mir wird nicht langweilig. Kann ich leider nicht so ausgiebig machen, wie ich gerne würde.
Das Thema „Schreibblockade“ ist übrigens mein Thema diesen Jahres. Gerade entsteige ich dieser Nummer wieder ein kleines bißchen, aber es fühlt sich gar nicht gut an.
Danke für deinen Text und überhaupt, so schön, das es dich im WWW gibt!!!!! Du hast mich zum Lächeln gebracht, auch über meine Schreibblockade und ich grüße dich sehr herzlich mit einem Augenzwinkern, deine Petra aus Heidelberg!!!!
Tine
Ach du liebe!
So schön wieder von dir zu lesen. Du wirktest auf mich zwar nicht wie eine Großmutter, aber man fühlt sich in deiner Nähe genau so wohl. Schön, dass es dich gibt. Und ich hoffe, dass deine Schreibblockade ganz bald vorbei ist. Dazu schreibst du nämlich viel zu gut. Deine Texte machen Türen auf.
Fühl dich fest umarmt.