alltägliches

Gruppenarbeiten, Selbstreflexion und Träume

Vorletztes Wochenende hatte ich ein Seminar über Kleingruppenarbeit. Solche Seminare werden oft von Dozenten dazu genutzt zur Gruppenarbeit aufzurufen: „Jetzt setzt ihr euch mal zu fünft zusammen und überlegt, wie man gut eine christliche Kleingruppe führen könnte.“ 

Mir graute vor dem Seminar, denn ich bin kein Freund von Gruppenarbeit. Ich mag Teamarbeit und ich mag Kleingruppen, also eine Gruppe von Menschen, die sich regelmäßig trifft, um einander zuzuhören, zu unterstützen und zu helfen Jesus besser kennen zu lernen. Doch Gruppenarbeit ist etwas völlig anderes. Gruppenarbeit bedeutet, dass man mit fremden Menschen zusammen in einer Gruppe hockt und über ein Thema diskutiert, das eigentlich vom Dozenten hätte vorbereitet werden sollen. Danach trägt man das Erarbeitete vor der Klasse vor und hört die eigenen Gedanken nochmal in anderen Stimmlagen.

Ich habe Sozialpädagogik studiert. Wir hatten mehrmals die Woche Gruppenarbeiten. Ich verfolge die Theorie, dass jeder Mensch nur ein bestimmtes Kontingent an Gruppenarbeitsenthusiasmus für’s Leben mitbekommt. Und meines ist erschöpft. Dauerhaft. Für immer. Lebenslänglich. Doch es kam anders.

Keine Gruppenarbeit. Der Referent referiert. Und zwar gut. Zunächst hielt ich den Referenten nur für gut vorbereitet, doch nach zwei Stunden war ich haltlos begeistert. Ich bin ein absoluter Fan von guter Didaktik. Und dieser Mann wusste was er tat. Vor allem hatte er zusätzlich zu seiner Erfahrung als Pastor noch eine Coachingausbildung und gab sein Wissen über Werkzeuge zur Selbstreflexion großzügig an uns weiter. Ich stehe auf Selbstreflexion. Also saß ich wie ein Schwamm auf meinem Platz in der dritten Reihe und sog alles auf.

Besonders angetan hatte es mir das Modell der vier Grundemotionen. Nach diesem Modell gibt es vier Bereiche von Emotionen. Jeder Emotion ist ein Wunsch/eine Aktion zugeteilt. Die Emotion Freude hat den Wunsch diese Freude zu teilen. Die Emotion der Angst sucht nach Sicherheit. Wut schreit nach Veränderung und Trauer nach Trost. So weit so gut.

Meine nächsten Aktionen bestanden darin mich in Situationen zu denken, Emotionen zu erkennen und nachzuforschen, ob sie wirklich nach den entsprechenden Aktionen verlangten. Ich hatte viel Spaß. Außerdem motivierte uns der Dozent dazu, nach unseren Träumen zu fragen, sie ernst zu nehmen und in unser Umfeld zu tragen.

Mein Traum ist es, Menschen mit Jesus wachsen zu sehen. Ich träume davon, dass Menschen heil werden, aufblühen und um sich herum für andere zum Segen werden. Das lässt mein Herz schneller schlagen. Wenn ich mich in Situationen denke, in denen ich das erleben durfte, dann freue ich mich riesig. Und diese Freude musste ich jetzt mal teilen.

2 Comments

  • Hanna

    Liebe Tine, ich lese schon lange deinen Blog — Danke! – u habe noch niemals in meinem Leben einen Kommentar irgendwo hinterlassen, da es ja immer so viele andere gibt, die genug zu sagen haben 😉 Jetzt MUSS ich mich jedoch melden… Was Du zum Thema „Gruppenarbeit“ schreibst: SAU GEIL!!! Du sprichst mir SOWAS von aus dem Herzen. Ich habe exakt das Gleiche im Sozialarbeitstudium durchlebt, und hätte die Sachlage dazu niemals so präzise und schön in Worte fassen können. Jetzt habe ich glasklar vor Augen, was da innerlich immer in mir abgelaufen ist, und vor allem: Die endgültige und finale Gewissheit, dass meine Wahrnehmung dazu vollkommen berechtigt und OK war. Dir u Achim weiter allen Segen. Liebe Grüße aus Berlin.

    • Tine

      Hanna! Das ist ja unglaublich von dir zu lesen! Ach, ich freu mich so.

      Und ich freu mich, dass ich mit meiner Gruppenarbeitseinschätzung nicht ganz alleine stehe 🙂
      Danke für deinen Kommentar. Und dass es dein erster war, ehrt mich wahnsinnig. So cool.

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