Dankbarkeit

Gedanken

Langsam kommt die wilde Fahrt zu ihrem Ende und ich treibe in ruhigeres Gewässer.

Die letzten beiden Wochen waren voll mit den wunderbarsten Menschen. Lange und tiefe Gespräche, zusammen sitzen, essen, lachen, manchmal weinen, noch mehr essen. Gott Lieder zusingen, Spaziergänge, Umarmungen, schweigen, zuhören, sich selbst öffnen. Es gab lange Nächte und viel zu frühe Morgenstunden, Kräuter zupfen auf der Wiese, hektisches sich-nach-Zecken-absuchen, Steine aus dem Schuh pulen, an fremden Kochtöpfen riechen und sich in Hängematten fallen lassen. Regentropfen an Fensterscheiben zählen, Seifenblasen jagen und skeptisch das (Un)Wetter am Horizont beobachten.

An Pfingsten kommt unser Gemeindeleben mit der Gemeindefreizeit zu seinem quirligen Höhepunkt. Alles scheint gleichzeitig zu passieren: die Gebete, die Gemeinschaft, viel Inputs und Lehre, Workshops, Lobpreis, Seelsorge. Und hatte ich das gemeinsame Essen schon erwähnt? Doch kaum ist man da, ist es auch schon wieder vorbei und die nächsten Treffen, Konferenzen und Meetings warten. Neue alte Freunde treffen, fremde Gottesdienste, die irgendwie doch vertraut sind, weil man die Menschen dort kennen und lieben gelernt hat.

Jedes Jahr auf’s Neue freue ich mich auf die Pfingstzeit und gerate doch schon dezent in Panik, kurz bevor sie losgeht. Für eine Introvertierte wie mich, die auch mit ihrer Raufasertapete gut ein paar Tage allein bleiben kann, ist das Pfingstchaos ein bisschen (sehr) unheimlich. Trotzdem würde ich es um nichts in der Welt verpassen wollen. Dazu ist es einfach zu schön. (Kurze Anmerkung und Blick hinter die Kulissen…direkt nach der Freizeit habe ich fast 1 1/2 Tage durchgeschlafen. Und das lag nicht daran, dass ich auf der Freizeit die Nächte durchgemacht hätte. 🙂 )

Aber es waren nicht nur einfache Zeiten. Wir waren und sind konfrontiert mit Krankheit, in diesem Jahr sogar mit einem schrecklichen Todesfall. Mit Ängsten, Gottes Schweigen, Verzweiflung, unbeantworteten Fragen und Hilflosigkeit. Das alles passiert direkt neben dem Glück, den erfüllten Träumen, den beantworteten Gebeten, den Jubelrufen. Vielleicht ist dieses direkte Nebeneinander, das sich-nicht-ignorieren-können, eines der tiefsten Geheimnisse von Gottes Gemeinde. Es ist eine Zerreißprobe für jeden Charakter, sich gleichzeitig mit den Lachenden zu freuen und mit den Trauernden zu weinen. Vor allem dann, wenn man sich instinktiv eine andere Verteilung wünschen würde. Das Unverständliche gemeinsam zu (er)tragen ist schwer.

Die Pfingstzeit ist für mich wie emotionales Wildwasserrafting. Wild, unvorhersehbar, unglaublich kurze Reaktionszeiten, anstrengend, zwischenzeitig wie eine eiskalte Dusche, dann wieder Stolz, Erfolg, Lachen, Ausgelassenheit. Nun endet die kurze aber heftige Fahrt für dieses Jahr. In drei Tagen werde ich mir den Rucksack auf den Rücken schnallen und für ein paar Tage am Rande der Zivilisation herumstreunen. Zur Ruhe kommen. Mit Jesus reden und schweigen. Atmen. Der Sonne zublinzeln und Sterne zählen. Wasserfälle suchen. Ohne Achim diesmal, aber Ruth kommt mit. (Alleine bin ich halt doch zu sehr Angsthase. Noch.)

Daher werde ich mich nun in meine Sommerpause verabschieden. Wir lesen uns wieder am 16.07., wenn ihr mögt. (Das würde mich sehr freuen.) Ich hoffe, dass ich das bald mit dem Blogabo hinbekomme, damit ihr euch die Termine nicht immer merken müsst.

Segen für euch und eure Zeit. Genießt die Sonne und die Abendspaziergänge mit Gott, wenn die Tageshitze vorüber ist. (1.Mose 3,8a)

Eure Tine

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