Wer und warum?
Gerade stecke ich mitten in einem Seminar über den Römerbrief. Am ersten Vormittag haben wir uns fast ausschließlich mit dem Anfang des ersten Kapitels beschäftigt. Ich mag es wenn man so lange auf einzelnen Versen herumkaut. Oft entfalten sie dann einen ganz eigenen Geschmack. Wie Kräuter, die anfangen zu duften, wenn man sie zwischen den Fingern reibt.
Was bei mir vor allem hängen blieb war der Satz, mit dem Paulus sich selbst beschreibt: „Paulus, ein Diener/Knecht/Sklave Jesu Christi. Berufener Gesandter/Apostel.“
Wie klar sein Bild über sich selbst und über seinen Dienst war. Beneidenswert.
Paulus weiß zu wem er gehört. Er definiert sich über Jesus. Egal was ihm in seinem Leben begegnet, ob er gefeiert oder verachtet wird – es ändert nichts an seiner Zugehörigkeit.
Und Paulus weiß, warum er tut was er tut: er ist berufen. Er ist gesandt. Das ist seine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Wenn er erschöpft war, frustriert, ängstlich oder auch wenn er sich gefreut hat und dankbar war – die Antwort auf die Frage warum er sich das alles antut ist immer die gleiche gewesen: weil ich berufen und gesandt bin von meinem Herrn.
Nun bin ich nicht Paulus. Weder mein Bekehrungserlebnis noch meine Berufung waren so eindrücklich und eindeutig wie bei ihm. In vieles in meinem Leben bin ich einfach so reingestolpert, während ich in anderen Bereichen immer wieder vor verschlossene Türen gerannt bin.
Doch bei all den Unterschieden bin ich mir sicher, dass es bis heute an den beiden Fragen hängt, ob ein Leben im inneren Frieden und im Frieden mit Gott verlaufen kann:
* Zu wem gehöre ich?
* Warum tue ich, was ich tue?
Eigentlich kenne ich meine Antworten auf diese Fragen. Ich hatte das alles schon mal geklärt. Aber bei dem Seminar über den Römerbrief wurde mir bewusst, dass meine Antworten an Profil verloren haben. Es schleichen sich so schnell andere Antworten ein. Zu wem gehöre ich, über was definiere ich mich? Mein Familienstand? Der Zustand meiner Ehe? Mein beruflicher Erfolg? Ob ich das mit dem Intervallfasten oder das mit der Ernährung schaffe? Die Noten bei meinem Studium? Es gibt so vieles, über das ich mich so schnell definiere.
Bei der Frage warum ich etwas tue, ist es noch schlimmer. Sehr schnell tue ich etwas nur noch aus Pflichtbewusstsein. Weil ich es versprochen habe. Weil man es halt so macht und es (von wem auch immer…meistens von mir selbst) erwartet wird.
Ich weiß nicht ob Paulus sich immer wieder mit Jesus zusammensetzen musste um die beiden Fragen zu klären. Ich weiß nur, dass ich es definitiv tun muss. Immer wieder. Und ich denke, dass ist auch ganz gut so.
Blogpause
Ihr Lieben, ich mich für den Juni hier ab. Ich merke, dass ich dringend ein Päuschen brauche. Ein bisschen bei Jesus sitzen, Füße auf die Couch und Nase in den Wald. Mal ganz ohne schreiben und reflektieren. Ich wünsche euch einen wunderschönen Start in den Sommer. Wir lesen uns im Juli wieder, wenn ihr mögt. Ich würde mich sehr freuen. Passt auf euch auf und benutzt Sonnencreme 🙂
One Comment
Rahel
Liebe Tine, dein Herz ist schön. Das liest sich aus jeder Zeile deutlich heraus. Jesus liebt dich ja, so sehr, Tine.. .