Wähle zwei
In meiner Studienzeit begleitete mich folgende Graphik:
Irgendwie hatte ich die naive Vorstellung, dass mit dem Eintritt in die ‚richtige Welt‘, also die Welt irgendwo jenseits des Studiums, sich viele Dinge regeln würden. So wie man sich als Kind vorstellt, dass das Leben als Erwachsener deutlich entspannter sein müsste, als das anstrengende Leben, das man als Kind zu führen hat.
Nun bin ich hier und habe nicht nur zwischen einem stabilen Sozialleben, Schlaf und akzeptablen Noten zu wählen, sondern es kommen noch dazu:
- Arbeit
- Ehe
- Gemeinde
- Gesunde Ernährung
- Haushalt
- Persönliche Zeit mit Gott
- Hobbys
Und über allem steht die Frage: geht das nicht auch mit weniger (Plastik)-müll und eher regional? Naja, zumindest das ist mit Corona leichter geworden: mein Leben ist sehr regional gerade.
Aber es zerrt an den Nerven und geht an die Substanz. Das Gefühl an zu vielen Fronten gleichzeitig für Frieden zu sorgen. Zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten. Zu vielen Stimmen in mir und um mich herum gehorchen zu wollen.
Am Sonntag nach dem Gottesdienst habe ich mich dann mit ein paar Mädels unterhalten. Nur um festzustellen: ich bin nicht allein. Überhaupt nicht. Es geht den meisten so. Und auch wenn wir sehr unterschiedliche Leben führen, ähneln sich viele Fronten doch erstaunlich.
Und dann fiel der Satz: „Sch*** drauf“. Oder, um es netter auszudrücken:
Egal.
Es kann nicht alles gleich wichtig sein. Man darf Prioritäten setzen. Und manche Bälle fallen dann eben auf den Boden. Auf den ungesaugten Boden. Egal. Dann gibt’s eben Fertigpizza nach einem langen Arbeitstag. Egal. Dann mache ich halt grad keinen Sport. Egal. Es kommen auch wieder andere Zeiten. Gerade lerne ich (mal wieder), dass ich tagtäglich meine Prioritäten neu setzen darf.
Wähle zwei:
Heute Abend bete ich zusammen mit meinem Mann und danach gehe ich schlafen. Ich finde, das sind gute Prios. Und ich finde, das zählt als ‚zwei‘. Man muss nur clever kombinieren. Und wenn ich auf dem Weg in’s Bett tanze, dann hab ich sogar noch ein Hobby untergebacht.
One Comment
Bettina
Das ist nett geschrieben!
Und sehr befreiend!