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Neues Jahr im alten Trott

Das neue Jahr hat angefangen. Sehr ruhig hat es angefangen. Ohne den Besuch von oder bei Freunden. Aber mit Raclette. Und weil wir diesmal die Portionen ganz alleine essen mussten, war dem Gatten und mir auch gründlich schlecht. Die Flasche Sekt mussten wir auch zu zweit leeren. Also gleich überfressen und angetüddelt in’s neue Jahr gestartet: yeah. Da waren die ersten beiden Vorsätze schonmal hinüber.

Die Weihnachtsferien haben gut getan. Das Lesen. Das Füße hochlegen. Die langen Spaziergänge. Aber sie konnten den Akku nicht komplett laden. Ich bin nach wie vor dünnhäutig. Überkritisch mit mir selbst, ungeduldig mit den (wenigen) Menschen um mich herum. Und ich merke, dass ich damit nicht allein bin.

Auch um mich herum sind die Menschen müde und erschöpft; vor allem emotional erschöpft. Wenn ich mit Freundinnen am Telefon grüble, woran das genau liegt, dann bleibt meist nur ein Schulterzucken: keine Ahnung. Schon irgendwie an Corona. Aber konkret den Finger auf eine Ursache legen, das können die wenigsten.

Beten fällt mir nach wie vor schwer. Und das obwohl die Sehnsucht nach Jesus immer größer wird. Manchmal bilde ich mir ein, dass es daran liegt, dass ich nicht für ein paar Stille Tage irgendwohin kann. Irgendwohin wo viel Wasser ist. Wo ein Feuer im Kamin knistert und wo die Ablenkungen durch die Medien nicht so groß sind, weil das Handy aus ist. Aber das ist nicht die Wahrheit. Das Leben würde gerade genügend Möglichkeiten bieten um zur Ruhe zu kommen. Und Handy ausmachen könnte ich auch zu Hause. Doch es fällt mir einfach schwer. Beten ist wie waten durch Sirup: zäh. Aber da gerade alles zäh ist, ist das irgendwie nicht ganz so schlimm.

Beim unstrukturierten Stöbern und Blättern bin ich auf folgende Zeilen gestoßen:

Herr, wenn ich nur dich habe, bedeuten Himmel und Erde mir nichts. Selbst wenn meine Kräfte schwinden und ich umkomme, so bist du, Gott, doch allezeit meine Stärke – ja, du bist alles, was ich brauche!

(Psalm 73, 25-26)

Dieser Vers sticht aus meiner Bibel heraus. Nicht nur, weil er so radikal anders ist als mein Erleben und mein Alltag gerade, sondern auch, weil ich ihn irgendwann in der Vergangenheit in knallgelb angemalt habe. Gelb, das ist in meiner Bibel die Farbe für Anbetung. Wenn Dinge gesagt oder getan werden, die Gott entsprechen und ihn groß machen, dann male ich diese Zeilen gelb an.

Heute Morgen grüble ich, ob es nicht klüger gewesen wäre, ihn in grün anzumalen. Grün, das ist in meinem Farbsystem die Farbe für: gutes Verhalten/ eine weise Entscheidung.

Es gibt Überschneidungen. Gutes, grünes Verhalten ehrt Gott und wird zur gelben Anbetung. Ich stecke in einem Farbdilemma.

Ich mag die beiden Verse in Psalm 73. Sie sind etwas, wonach ich mich ausrichten will, weil sie einen Zustand der Geborgenheit, einen Raum des Friedens und des Vertrauens beschreiben: ich darf in den Armen des himmlischen Papas liegen, wie ein sattes, beschütztes Baby. Dieser Zustand ist gelb. Der Weg dorthin ist grün. Ich muss mich immer wieder entscheiden es zu wollen, Gott immer wieder die Türen aufmachen und ihn bitten mich so zu verändern, mich so zu beruhigen, dass dieser Vers in meinem Leben wahr wird.

Ich bin dankbar, dass Gott mich und uns (auch) durch die zähen Zeiten trägt. Auch und gerade dann, wenn man müde ist. Das beruhigt mich. Ein erster Schritt.

Gelbgrüne Segensgrüße

One Comment

  • Annette

    Liebe Tine,
    ich habe mich so drauf gefreut, wieder von dir zu lesen. Du triffst so oft einfach ins Schwarze. Auch heute wieder! Ich bin gerade auch dünnhäutig und habe das Gefühl, nicht mehr viel zu verkraften. Und zum Kraft tanken haben die freien Tage nicht wirklich gereicht. Wie gut zu wissen, dass man mit diesem Empfinden nicht alleine ist.
    Mir fielen die beiden Verse aus Ps. 73 im letzten Sommer mal wieder auf. Und seither stolpere ich immer wieder darüber – so auch heute! Danke dafür!
    Liebe Grüße von Annette

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