Es ist schön. Aber…
Der Baum steht. Viel früher als in den letzten Jahren. Ich habe mir Zeit genommen für’s Schmücken. Es gab Weihnachtsmusik und Tee dazu. Ich finde den Baum wunderschön und genieße es, mich Abends vor ihn zu setzen.
Aber…oft sitze ich mit einem schwirrenden Kopf oder schlicht mit dem Handy hier. Starre in’s Leere oder auf das Display, was irgendwie fast das gleiche ist. Und obwohl es mich nervt, bin ich doch oft unfähig es zu ändern.
Die Weihnachtsdeko ist aussortiert und es stehen nur noch die Sachen, die ich auch gerne habe. Größtenteils stammt es von meinen und unseren Eltern oder (Ur)Großeltern. Das macht mich glücklich. Was ich nicht mehr brauche, konnte ich verschenken und freue mich nun riesig darüber, dass sich andere dran freuen.
Aber…ich habe es noch immer nicht geschafft die Fenster zu putzen und von den Herbst-Kreide-Bildern zu befreien. Neben dem Weihnachtsbaum hängt der Herbstkranz. Es stört mich. Nicht der Kranz selbst, aber das was er für mich bedeutet. Er ist ein Zeichen, dass ich etwas begonnen und nicht fertig gemacht habe. Aufgehört oder abgelenkt. Wie bei so vielem in meinem Leben.
Die meisten Abende habe ich um oder sogar vor 18 Uhr Schluss gemacht, um Zeit für mich zu haben.
Aber…oft verpuffte diese Zeit irgendwo zwischen YouTube und Pinterest. Und es blieben Sachen liegen. Sachen, die sich nun auf meinem Schreibtisch stapeln und in das vorwurfsvolle Flüstern meiner Herbstfenster einstimmen.
Ich genieße das erste mal seit Jahren wieder selbst gebackene Plätzchen. Und sie sind sogar richtig gut geworden. Außerdem hat Aldi einen neuen weißen Glühwein, der fantastisch schmeckt.
Aber…eigentlich wollte ich dieses Jahr doch bewusst Fasten, um Raum für Jesus zu schaffen. Das habe ich nicht vergessen, ich habe es nur einfach nicht geschafft. Es war mir dann unterm Strich doch nicht wichtig genug. Die Lust auf Süßes und Glühwein war stärker.
Ich könnte erzählen, dass ich gesundes Essens liebevoll gekocht habe. Um dann doch Fertigpizza zu essen.
Von Gebetsspaziergängen bei denen mein Kopf heimlich Probleme wälzte, statt sie mit Jesus zu teilen.
Dass ich den Blogbeitrag am Dienstag geschrieben und veröffentlicht habe. Aber halt Spätabends, wenn es keiner mehr liest und nicht Morgens wie sonst.
Das klingt alles sehr nach Perfektionismus. Ich glaube der schwingt auch mit. Aber gleichzeitig ist es auch einfach die Sehnsucht nach Ordnung und Halt. Nach dem Wissen, verantwortungsvoll zu handeln. Den Raum zu gestalten, der mir anvertraut wurde. Und der stille Wunsch Gott zu zeigen, dass er sich auf mich verlassen kann und ich meinen Teil zu dem großen Plan beisteuere.
Doch dann fällt mir wieder ein, dass Weihnachten ist: der kleine Junge in der Krippe. Gott kommt vom Himmel herunter, um uns nah zu sein. Nicht wir kommen zu ihm, er kommt zu uns. Er erniedrigt sich, wird klein, um bei uns zu sein. Weil wir es nicht schaffen zu ihm zu kommen, egal wie diszipliniert wir es versuchen.
Ich enttäusche Menschen, mich und Gott, auch wenn ich das nicht will. Gott kommt trotzdem. Er hat mich zuerst geliebt. Ich bin so dankbar für Weihnachten. Auch für dieses konfuse und unsichere Coronaweihnachten. Auch mit meinen komischen Gefühlen. Auch mit den Stimmen im Kopf, die mir sagen, dass es nicht reicht, was ich tue. Es muss auch nicht reichen. Das fühlt sich schlimm an, ist es aber gar nicht. Jesus reicht. Und er liebt mich.
Das Herbstfenster putze ich morgen trotzdem. Hoffentlich.
6 Comments
Tina
Guten Morgen! Heute ist ein neuer Tag mit neuer Barmherzigkeit von Gott! Sei gut zu Dir, Gott ist es auch!
Ich verstehe Deine Gedanken, aber es tut ja weh, wie Du Dich selbst anklagst. Gerade weil es so bei uns ist, hat der Vater unseren Retter geschickt!!!
Kennst Du die Geschichte von dem Jungen an der Krippe, der Jesus etwas schenken will? Und Jesus wünscht sich die vermasselte Klassenarbeit, die zerbrochene Tasse und die Lüge… So ist Jesus. Lass Dich jetzt von Ihm in den Arm nehmen! Und irgendwann macht es auch etwas Spaß, die Fenster zu putzen .
Mit vielen Grüßen von einem Nordlicht ️
Tine
Danke liebe Tina. Danke für die Geschichte. Da musste ich in der letzten Woche viel dran denken.
Ein ganz lieber Gruß in den Norden.
Magda Müller
Hallo Tine (wenn ich Sie so nennen darf)!
Das mit dem Fester putzen kommt mir doch sehr bekannt vor!:-) Mir ging es heute nämlich genauso!
Deinen/Ihren blog hab ich eigenartigerweise erst gerade (Mittwoch Abend) gelesen, während ich den immer gleich
dienstags lese und schon gespannt darauf bin!:-) Also war es (zumindest in meinem Fall) gar nicht so schlimm, wenn
Sie den erst gestern Abend eingestellt haben.
Wir sollten uns selbst nicht so unter Druck setzen (hat was mit den inneren Antreibern zu tun!).
Mir hilft da gerade sehr folgende Weisheit: Gott gebe mir die Gelassenheit Dinge zu ändern, die ich ändern kann…
Du kennst diesen Spruch bestimmt. Überhaupt ist „Gelassenheit“ gerade so ein bißchen mein persönliches Thema.
Durch Corona kann man nicht viel vorausplanen, eben einen Tag nach dem anderen nehmen.. da braucht es die
Gelassenheit und natürlich auch eine große Portion Gottvertrauen!!
In diesem Sinne, liebe Grüße nach Waiblingen von Magdalena aus Winnenden
Tine
Hallo liebe Magdalena,
sehr gerne per Du. Ich mache das einfach mal ganz frech und hoffe, dass es für dich in Ordnung ist?
Den Spruch mit der Gelassenheit hat mir meine Oma damals in’s Poesiealbum geschrieben. Meine Mama hat ihn mir immer wieder vorlesen müssen. Ich hatte ihn fast vergessen. Danke für’s dran erinnern und in Richtung Gott stupsen.
Ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit. Mit oder ohne (un)geputzte Fenster. (Meins ist übrigens immer noch auf Herbst. Ich lass das jetzt so.)
Ein Gruß in die Nachbarschaft
Tine
Vera
Ach liebe Tine,
ich denke, dass sich in Deinen Worten und Gefühlen ganz viele Frauen wiederfinden können. Ich zähle nicht zu denjenigen, die das vorweihnachtliche Drumherum groß vermissen und hatte mir die Adventszeit schon immer besinnlicher gewünscht, und dennoch ist es oft so schwer, innerlich zur Ruhe zu kommen, sich von dem Druck zu befreien, dass alles perfekt sein muss oder die Zeit nicht mit unnützen Dingen zu verplempern. Wie dankbar bin ich da doch, dass Gott an Weihnachten in Jesus seine volle Gnade offenbart. Er kam und kommt immer wieder mitten rein in unser Alltagschaos, und ich denke sogar, dass er manchmal einfach von Herzen mit uns lacht (z.B. als ich gestern abend mit meinen Fastenambitionen haushoch scheiterte und mit einer Tüte Chips auf dem Sofa versumpfte). Er liebt uns mit oder ohne geputzte Fenster mit all unseren Macken. Ja, das genügt!
Tine
Liebe, liebe Vera,
als ich deinen Kommentar gelesen hab, saß ich gerade mit ner Tafel Schokolade auf der Couch und musste ganz arg herzhaft lachen.
🙂 Ich freue mich so sehr, wenn wir nächstes Jahr das mit dem Fasten für ein paar Tage gemeinsam in den Bergen hinbekommen. Hoffentlich klappt es.
Ein lieber Gruß in den Süden.