zurück zu Jesus

Leidenschaft unterwegs verloren

Immer wieder liest man von christlichen Leitern, die ausgebrannt sind. Das ist nun kein Alleinstellungsmerkmal, auch andere Berufszweige haben damit zu kämpfen. Aber irgendwie verwundert es eben doch. Sollten Christen nicht durch Gottes Kraft leben und arbeiten? Sich von Höhe zu Höhe schwingen und aufsteigen wie die Adler? Brennen und leuchten von einem inneren Feuer, von dem Licht der Welt?

Ausgebrannt, das ist, wenn die Flamme immer kleiner wird und man verpasst Feuerholz nachzulegen.

Mein Dozent für Gemeindearbeit, der selbst durch einen Burnout durch ist, betont regelmäßig, wie wichtig es ist, auf seine Stille Zeit mit Gott zu achten. Privataudienz beim Schöpfer der Welt zu haben, das ist es, was geistliches Feuerholz herbeischafft. Sich lieben zu lassen, ganz ohne Verpflichtungen, ohne Ansprüche, ohne Ziel. Einfach nur mal ’sein‘ dürfen, nichts ‚tun‘ müssen. Eine Zeit zu haben, wo man sich geborgen fühlt und gleichzeitig von sich weg und auf Gott sieht. Ihn um seinetwillen lieben und nicht wegen der Gaben, die er gibt. Das will geübt und erlebt werden.

Soweit macht das für mich durchaus Sinn. Auch, dass es deutlich gesünder ist, sich von Gott den Fokus auf die wichtigen Arbeiten lenken zu lassen. Und nicht den Sachen im Alltag hinterherzurennen, von denen ich oder andere glauben, dass sie dringend getan werden müssen. Denn diese Sachen heißen oft ‚Legion‘, soll heißen: ‚wir sind viele‘.

Nicht auszubrennen, das heißt, Privatzeiten mit Jesus zu haben.

Nur leider sind das sie Zeiten, die am schnellsten wegbrechen. Ein voller Tag: ich lass die Stille Zeit weg. Schlecht geschlafen: ich bleib ein bisschen liegen, fällt halt die Stille Zeit mal weg. Ein dringender Anruf: ich geh da kurz ran, die Stille Zeit mach ich halt dann später (was in der Regel nicht passiert).

Ich weiß, ich schreibe häufiger über dieses Thema. Das liegt vor allem daran, dass es ein Dauerthema bei mir ist. Und ich glaube bei vielen anderen auch. Denn nicht nur Leiter brennen aus, bei uns allen besteht die Gefahr. Bei Leitern fällt es oft nur stärker auf.

Was mich am meisten erschreckte: Irgendwann war nicht nur die Leidenschaft weg, auch die Sehnsucht danach die Leidenschaft für Gott und seine-meine Gemeinde wiederzubekommen, verschwand still schweigend. Alles was ich vom Leben noch wollte war eine einsame Hütte irgendwo in Schweden und einen Helikopter, der einmal pro Woche Nahrungsmittel vor meiner Hüttentür abwerfen würde.

Ich weiß, dass ich noch ein ganzes Stück entfernt bin, von einem wirklichen Burnout. Aber wenn man merkt, dass man auf einem blöden Weg ist, dann darf man da runter. Am besten bevor man selbst und andere echten Schaden nehmen.

Daher habe ich nun beschlossen, eine Auszeit zu machen. Nicht in Schweden, sondern mit Jesus. Nur er und ich und ein Rucksack. Das wollte ich schon sehr lange einmal machen – eine Woche raus, keine digitale Ablenkung, sondern Natur. Ich hoffe, dass ich dadurch den Fokus wieder finde. Auf Jesus. Auf das was ihm wichtig ist. Ich hoffe, dass ich mich dort draußen von ihm so lange lieb haben lassen kann, bis das echte Lächeln auf meinen Lippen zurück ist.

Ein bisschen Schreibtischtäterei liegt noch vor mir, denn ich möchte ein paar Sachen vom Schreibtisch zu bekommen, um guten Gewissens Mailprogramm und Handy ausmachen zu können. Aber die Auszeit ist am Horizont sichtbar, genau so wie mein geliebter Herbst. Und seit langer Zeit kitzelt es wieder hinter meinem Bauchnabel und ich freue mich auf etwas. Bald geht es los zum geistlichen Feuerholz sammeln.

2 Comments

  • Vera

    Das hast Du sehr treffend beschrieben und ich kenne diese Unzufriedenheit, wenn man mal wieder in so einen Zustand hineingerutscht ist nur allzu gut. Immer wieder droht man, auf der einen oder anderen Seite vom Pferd zu fallen (hab während einer Phase der Coronazeit z.B. Bekanntschaft mit dem „Boreout“ gemacht, also einer gewissen Langeweile und Trägheit). Mir hat es dann auch sehr geholfen, eine Woche rauszukommen auf eine Fastenwanderfreizeit. Danach hatte ich richtig neuen Schwung. Im Alltag bleibt es trotzdem ein Kampf und immer wieder eine tägliche Entscheidung, die Zeit sinnvoll zu strukturieren. So wünsche ich Dir eine wertvolle, gesegnete Auszeit mit neuem Zugang zur einzigen Quelle, die unseren Durst wirklich löschen kann, mit echten Herzensgesprächen mit Deinem Liebhaber und neuen Perspektiven darüber hinaus. Mit Rucksack loszuziehen ist immer eine gute Idee!

  • Tine

    Liebe Vera, du bist also tatsächlich auf die geplante Freizeit gefahren! Das klingt sehr spannend. Wie schön zu hören, dass es dir gut getan hat. Jetzt bin ich ja schon sehr neugierig. 🙂 Und wie du zurück in den Alltag gefunden hast.

    Von dem Boreout hat mir eine Freundin erzählt. Mir war der Begriff vorher völlig fremd, aber ich glaube inzwischen, dass das ein ganz schön großes Thema ist.

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