
Kleiner Glaube
Der Sturm ist vorüber. Es pfeift noch, aber das Gröbste dürfte durchgestanden sein.
Das Unwetter hat an meinen Nerven gezerrt. Das Hochhaus, in dem wir wohnen, ist verwinkelt gebaut. Und zeitweise hatte ich den Eindruck, dass sich in den Nischen ein kleiner Extrasturm bildet. Das Pfeifen und Fauchen war trotz Rollläden und geschlossenen Türen/Fenstern/allemanderenwaszuschließenging so laut, dass an Schlafen nicht zu denken war. Gleichzeitig hielten mich die Sorgen wach, dass der Wind gerade ‚unser‘ Haus und damit unser Konto verwüstet.
Einmal mehr ist mir bewusst geworden, wie wenig wir kontrollieren können. In meiner dunklen Wohnung zu stehen und den Sturm, aber nicht mehr meine eigenen Worte zu hören, war beängstigend. Ich konnte nichts tun. Es bleibt nicht viel mehr als einfach abzuwarten und zu hoffen, dass nichts schlimmeres passiert.
Mein Alltag ist an den meisten Tagen kontrollierbar. Die Aufgaben, die Möglichkeiten mich mit allem lebensnotwendigem zu versorgen, Zugang zu Medizin und sonstigen Sicherheiten. Heute Nacht wurde das emotional kurz auf null gesetzt.
Genau in solche Situationen spricht Jesus hinein, wenn er sagt, dass wir uns nicht Sorgen sollen. Nicht, weil es nichts so sorgen gäbe, sondern weil er für uns sorgt. Glaube ich das wirklich? Heute Nacht ist mir wieder neu bewusst geworden, dass ich an dieser Stelle noch viel lernen muss. Wirklich zu vertrauen und Ängste abzugeben, das ist noch ein weiter Weg. Gott sei Dank kommt Jesus mir immer wieder entgegen, überbrückt die Distanz, nimmt in die Arme und Füllt die Lücke, die mein kleiner Glaube reißt.
Jetzt ’sorge‘ ich mich eigentlich nur noch um unseren Urlaub…das Ferienhaus in Dänemark, das wir uns für dieses Jahr gebucht haben, steht an einer Steilküste, nur sieben Meter vom Meer weg. Ich befürchte noch ein bisschen, dass wir in den nächsten Tagen einen Anruf des Vermieters bekommen, der uns mitteilt, dass es keine sieben Meter mehr sind, sondern wir stattdessen einen privaten Zugang zum Meer haben – im Wohnzimmer.