Tschüss Herbst, schön war’s
ist Donnerstag. Ich sitze auf dem Boden des Seminarraums eines Konferenzzentrums im Schwarzwald. Die Heizung in meinem Rücken ist angenehm warm und es ist nichts zu hören außer dem leisen Kratzen von Bleistiften und dem Rascheln von Papier. Es ist friedlich. Ich lausche in mich hinein und kann die Hektik der letzten Wochen beim besten Willen nicht mehr finden. Es ist, als hätte es sie nie gegeben. Ich schaue an meinem Laptop vorbei zu meinen Füßen, die in meinen Lieblingskuschelsocken stecken. Ich beschließe mit den Füßen zu wackeln und bin kindlich fasziniert davon, dass sie sich tatsächlich bewegen. Wunderwerk Körper.
Für fünf Tage darf ich in dieser Schreibwerkstatt sein. Ich darf schreiben. Angeleitet durch eine wunderbare Frau, die mit ihrem ganzen Wesen Wertschätzung und Geborgenheit ausdrückt. Über den Advent schreibe ich, über meine Gedanken, Gefühle und Erinnerungen. Mit mir sind noch 21 Frauen hier. Die Atmosphäre ist von gegenseitiger Achtung geprägt. Von wegen Stutenbissigkeit oder Missgunst; die haben hier keinen Raum. Dafür haben unsere Geschichten Raum, die wir uns nach jeder Einheit gegenseitig vorlesen. Ich weiß nicht auf was ich mich mehr freue. Auf einen neuen Impuls zum Schreiben oder auf das Hören der Geschichten und Texte.
Die Vormittagseinheit nähert sich dem Ende. Wer mag, kann seine Geschichte teilen. Während ich in diese neuen Geschichten, die bis vor einer Stunde noch nicht existiert haben, eintauche, sehe ich zum Fenster. Hinter dem Konferenzzentrum liegt ein kleiner Park und direkt dahinter beginnt der Wald. Der Sonnenschein der letzten Tage ist vorbei und es ist Wind aufgezogen. Plötzlich fliegt, wie ein riesiger Schwarm Vögel, eine Wolke loser Blätter aus dem Wald auf das Haus zu. Die Wolke fächert sich auf und tanzende, wild wirbelnde Blätter hüllen uns ein. Es ist fast, als würde es schneien. Mir verschlägt es die Sprache. Es ist wunderschön. Und ich habe es schon einmal erlebt. Damals war ich in Berlin. Es war ein Sonntagvormittag Ende November. Auch da war ich auf einer Konferenz. Und während die Band uns Besucher mit in den Lobpreis nahm und ich Gott meine Liebe (mehr leidenschaftlich als schön) entgegen sang, kam draußen Wind auf und hüllte uns in eine Blätterwolke.
Es ist, als würde Gott mich daran erinnern, dass es nun an der Zeit ist, sich vom Herbst zu verabschieden. Das fällt mir schwer. Etwas wehmütig, aber voller Dankbarkeit, schaue ich in das Blättergestöber vor dem Fenster. Tschüss Herbst. Du warst ganz schön hektisch, aber du warst auch wunderschön.
Ich möchte den Post heute verwenden, um mich noch einmal zurück zu erinnern. Zu erinnern an die wunderschönen Herbstmomente. An meine Herbst-Löffel-Liste, die tatsächlich dazu geführt hat, dass ich viele kleine Momente hatte, die mir sonst durchgerutscht wären. Auch wenn ich bei Weitem nicht alle Punkte auf der Liste erfüllen konnte.
Was waren Deine Lieblingsmomente im Herbst?
Danke Jesus, für all die kleinen und großen Momente in der goldenen Jahreszeit. Danke, dass du uns immer wieder zeigst, wie kreativ, bunt und vielfältig du bist. Du bist wirklich der Schöpfergott.