alltägliches,  Entspannung

Herbstmomente

Neulich war ich mit Christina von „den Spatz in der Hand“, an der schönen Rems unterwegs. Die Rems ist ein Fluss der so tut, als sei er ein Bach – oder umgekehrt, man weiß es nicht genau. Christina hat ein paar Fotos von mir gemacht, damit diejenigen von euch, die mich nicht kennen, endlich einmal sehen, wer hier schreibt. Danke, liebe Christina! 

Wir hatten eine richtig schöne Zeit. Als wir so durch den Spätsommer geschlendert sind, haben wir uns über das Bloggen unterhalten. Dabei sagte Christina einen Satz, über den ich bis heute nachdenke: „Man nimmt alles viel bewusster wahr, weil man darüber schreiben könnte, oder?“

Das stimmt. Manchmal habe ich das Gefühl, als hätte ich durch das Bloggen den Weg zu meinem kindlichen Staunen zurückgefunden. (Zumindest bin ich dabei das Staunen wieder zu finden, so lange schreibe ich ja noch nicht.) Die Eltern unter euch kennen es bestimmt, wenn man für 100 Meter Weg schier eine halbe Stunde braucht, weil jeder Stein, jede Blume und natürlich jeder Regenwurm eingehend begutachtet werden muss. Und dann wären da noch diese herrlichen Pfützen…

Irgendwann verlieren wir das. Oder vielleicht sollte ich besser sagen: ich habe es irgendwann verloren. Jetzt, durch das Schreiben, kommt ein Teil davon zurück. Zwar nicht die Begeisterung für Regenwürmer, ich glaube die bleibt Geschichte, aber die Neugier für Situationen, Farben, Emotionen oder Gerüche.  Plötzlich nehme ich viel bewusster wahr. Ich versuche das alles in seiner Tiefe zu erfassen und Worte dafür zu finden. Worte, die wiedergeben können, was die Situation ausgemacht hat.

Mein stiller Held in Sachen Worte finden ist übrigens Markus Zusak, der in seinem Roman ‚Die Bücherdiebin‘, das Wort ‚frühstücksfarben‘ erwähnt oder erfunden hat. (Vielleicht geht es auch auf das Konto der Übersetzung.) Aber: ich liebe dieses Wort. Frühstücksfarben. Der Raum war frühstücksfarben. Das morgentliche Sonnenlicht, das durch das geöffnete Fenster fiel, war frühstücksfarben. Schön oder?

Seit ein paar Wochen befinde ich mich also auf der fröhlichen Suche nach Worten, nach Situationen und nach dem Staunen. Es gibt unendlich viel zu entdecken.

Weil nun der Herbst kommt, und dieser meine Lieblingsjahreszeit ist, möchte ich etwas Besonderes mit euch teilen. Etwas, auf das ich letztes Jahr im Herbst gestoßen bin und das mir drei Monate lang eine riesen Freude beschert und mich das Wahrnehmen und Genießen neu gelehrt hat: eine Herbstliste.

Im englischen gibt es den Begriff „Bucketlist“. Es ist eine Liste mit Dingen, die man bis zu seinem Lebensende erlebt haben möchte. Oder in meinem Fall: in diesem Herbst. Es sind Kleinigkeiten, über die ich mich im Herbst freue, die mich lächeln und tief einatmen lassen. Viele dieser Sachen sind Alltagsdinge, die leicht untergehen würden, würde ich nicht meine Aufmerksamkeit auf sie lenken und sie bewusst tun. Manche Dinge passieren gar nicht, wenn ich ihnen nicht eine gewissen Priorität gebe und sie damit möglich mache. Im letzten Herbst habe ich von meiner Liste vielleicht 2/3 wahr werden lassen. Und als dann der Herbst vorbei war, saßen Achim und ich über der Liste und haben all die schönen Momente in Gedanken Revue passieren lassen und konnten aus vollem Herzen Danke sagen.

Übersetzt bedeutet Bucketlist übrigens soviel Löffelliste. (Nach hitziger Diskussion und Googleeinsatz blieb es bei Löffelliste, auch wenn Eimerliste sich zunächst aufgedrängt hat.)

Hier ist sie also:

Meine Herbst-Löffel-Liste 2017

  • Kürbisssuppe essen
  • Einen Nebelspaziergang über die Felder machen
  • Den Duft vom Herbstwald riechen
  • Die Wohnung herbstlich dekorieren
  • Kuschelsocken tragen
  • In einen Laubhaufen springen
  • Heiße Schokolade trinken
  • Einen Wasserfall sehen
  • eingekuschelt auf dem Balkon sitzen und heißen Tee trinken
  • Apfelkuchen backen und den noch warmen Kuchen mit Freunden essen
  • Wassertropfenwettrennen an der Fensterscheibe beobachten
  • Einen Tag im Schlafanzug verbringen und zur Lieblingsmusik tanzen
  • Bei einem Herbststurm in einer Decke gekuschelt auf dem Sofa sitzen
  • Ein Weinfest besuchen
  • Mit Teelichtern am Badewannenrand baden und Hörbuch hören
  • Kürbislaternen basteln
  • Einen Kuschelpulli tragen
  • Mit Freunden bei einem Lagerfeuer sitzen
  • Auf einen Bauernmarkt gehen
  • Moos, Kastanien und Bucheckern sammeln
  • Einen Fernsehabend mit Lieblingsfilmen verbringen
  • Bei Regenwetter in einem Café sitzen und schreiben
  • Liste ergänzen mit neuen Ideen

4 Comments

  • Becky

    Hallo Tine!
    Bisher fand ich den Herbst immer (fast nur) doof, weil dann der Sommer vorbei ist (der eigentlich schon immer meine liebste Jahreszeit war) und dann der Winter kommt, den ich auch nicht so sonderlich mag. Dieses Jahr aber finde ich den Herbst auf einmal toll, ich hab mich irre gefreut, wieder jeden Tag meine coolen Lieblingsstiefeletten anziehen zu können, dass wieder Saunazeit ist und war gar nicht so traurig, dass die nächste Hitzewelle sehr weit weg ist, etc. Und Deine Liste macht, dass ich mich nun noch mehr freue, dass Herbst ist. Gut so! Danke dafür und viel Freude beim bewussten Erleben und dann abhaken 😉 Becky

    • Tine

      Stimmt, du bist ein kleines Sommer-Sonnen-Kind. Ich erinnere mich noch, wie du entsetzt die Jalousien bei uns in der Wohnung hochgezogen hast. (Die ich natürlich nur runter gelassen hatte, damit niemand sieht, dass ich im Sonnenlicht glitzere. Oder so.)

      Das mit den Stiefeletten ist toll und Sauna eine wundervolle Idee. Kommt auf die Liste!

  • Christina

    Hallo Tine!
    Also die Liste ist wunderbar (und ich LIEBE den Herbst so sehr!). Vorschlag: Die Kürbissuppe bekommst du bei uns, und wir essen anschließend zusammen deinen Apfelkuchen. Wie wäre das?
    Liebste Grüße

    • Tine

      Oh ja, lass uns das so machen. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann stand auf der orignal handschriftlichen Herbstlöffelliste auch euer Nachname hinter der Kürbissuppe. Vielleicht eventuell möglicherweise hatte ich ein bisserl spekuliert 😀

      Ich freu mich sehr darauf!

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