Danke für Socken und Schlüssel
Mein Papa hat Lungenkrebs, seine Arzttermine häufen sich, und als Betreuungs- und Vertrauensperson sollte ich ihn so oft wie möglich begleiten (d.h. rund 600 km Autofahrt). Auf Arbeit stapeln sich die Aufgaben. Daheim sieht’s aus wie Sau. Außerdem hat sich Besuch angekündigt. Die Waschmaschine quittiert zeitgleich mit der Gemeinde-Homepage den Dienst. Der Karabiner meines Schlüsselbundes bricht unbemerkt ab und der Schlüssel für die Schließanlange ist weg. Mein entzündetes Bein will immer noch nicht heilen und zu alledem hat sich ein Erkältungsvirus in mir breit gemacht und ich fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht.
In der Bibellese kommt heute Psalm 50 (Vers 14):
Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde; und rufe mich an am Tag der Not; ich will dich retten, und du wirst mich verherrlichen.
Es ist morgens 7 Uhr und mir ist nicht nach danken. Mir ist nach heulen.
Der Blick fällt auf die To Do Liste und die vollgerotzten Taschentücher. Ich gehe auf die Knie und suche nach etwas, wofür ich dankbar sein kann. Ich muss an Kuky denken, der mal in ner Predigt gesagt hat: „Da hab ich halt für meine Socken gedankt, weil mir nichts mehr einfiel.“ Also: Danke Jesus, für meine Socken; die leider dreckig sind, weil ich sie nicht waschen kann.
Nach einiger Zeit fallen mir dann doch noch Sachen ein, für die ich dankbar bin. Und noch ein wenig später meine ich es sogar ernst. Und als ich wieder aufstehe, graut´s mir zwar immer noch vor dem Tag, aber die Verzweiflung ist nicht mehr ganz so drückend. Ich arbeite mich stoisch durch die Aufgaben. Immer eins nach dem anderen. Erzähle zwischendrin Jesus, was mir Sorgen oder mich traurig macht, wo ich mich von ihm nicht gesehen oder auch übergangen fühle. Ich merke, wie sich Ruhe ausbreitet.
Und mir fallen immer neue Sachen ein, für die ich dankbar bin: Ich hasse zwar Putzen, aber ich liebe die Wohnung, die ich dadurch gemütlich mache. Sie ist unser zu Hause. Nach Mamas Tod war der Begriff ‚Zu Hause‘ nicht mehr besetzt. Jetzt ist er das wieder. Wie wunderschön. Ich liebe meine Arbeit. Ein guter Freund macht ein Sonderangebot für die Homepage der Freaks, das kann ich mit ins nächste Treffen der Ältesten nehmen; danke Jesus. Ich liebe meine Gemeinde. Ich liebe die (dreckigen) Socken, die ich trage und die ein Geschenk meiner Freundin Doro waren, weil Smileys drauf sind und sie dabei an mich denken musste. Mittags bin ich ein gutes Stück weiter auf der ToDo Liste und habe sogar noch ein sauberes Bettlaken für den Besuch gefunden. Und plötzlich sagt Jesus: „Du, der verlorene Schlüssel. Schau mal in die Innenseite der Fleecejacke.“ Und tatsächlich…da ist er, der Schlüssel. Zusammen mit dem Rest des abgebrochenen Karabiners.
Ich kann mich zwar nicht erinnern, dass ich die Jacke getragen habe, aber zum Glück wusste Jesus es noch. Ich bin sprachlos und…dankbar.