Danke-Woche
Mein Lieblings-Serien-Zitat:
Sohn: „Mama, Papa, wie geht es euch?“
Mutter: „Ich kann nicht klagen.“
Vater: „Sicher kann sie das. Gib ihr ’ne Minute.“
Die erste Fastenwoche ist vorbei. Eine Woche ohne Rumjammern. Und es kam mal wieder alles anders als erwartet.
Gemäß dem Satz „Kenne deine Schwachpunkte.“ hatte ich mich bzgl. des Klagens darauf gefasst gemacht, vor allem bei den abendlichen Gesprächen mit meinem Mann extrem aufpassen zu müssen. Denn das ist normalerweise der Zeitpunkt, wo ich mir gerne die Zügel schießen lasse. Mein Mann ist ein geduldiger Zuhörer und damit kommt es vor, dass ich bei einer Kanne Tee oder einem Glas Wein das Frust-Ventil öffne und mir alles von der Seele jammere. Bis der Druck so weit unten ist, dass ich friedlich ins Bett verschwinden kann.
Aber die Jammergespräche blieben diese Woche aus. Stattdessen war es eine Woche voller Dankbarkeit.
Nun wollte ich mich ja aufs Danken konzentrieren, somit kann man (berechtigt) anmerken, dass ich mich einfach hätte freuen können und gut. In der zweiten Hälfte der Woche ging das auch. Aber in der ersten Hälfte der Woche, war ich völlig irritiert. Ich hatte das Ziel erreicht, bevor ich ins Rennen gestartet war. Es war ein Geschenk. Ein Geschenk, dass ich partout nicht annehmen wollte, weil ich es mir nicht erarbeitet hatte.
Ich wollte mich, bevor ich das Geschenk genießen konnte, aktiv vom Jammern fernhalten. Nur gab es nichts zum Jammern; das Bedürfnis war einfach nicht da (sehr untypisch für mich). Ich hatte eine Woche voller Lachen, voller Leichtigkeit und Zeiten mit Jesus, ohne mich darum bemühen zu müssen.
Der Hauptgedanke, der mich dabei unbewusst belastete war: „Das ist doch unfair allen anderen gegenüber, die jetzt gerade zu kämpfen haben. Ich hätte Zeit und Energie zu kämpfen, ich habe das Experiment angestoßen und mir fällt nun einfach alles in den Schoß.“ Jesus brauchte einige Zeit um mich davon zu überzeugen, dass er mit jedem, der sich – auf welche Art auch immer – auf die Fastenzeit einlässt, seinen eigenen Weg geht und jeder Weg ein guter ist. Und dass es außerdem nicht mein, sondern sein Projekt ist. Hmpf. Platzverweis.
Als ich endlich loslassen konnte, begann ich zaghaft die Momente der Dankbarkeit zu genießen. Noch nicht wirklich ausgelassen, sondern eher still. Ich hatte Angst, dass jede kleinste innere Gedanken-Bewegung diesen fragilen und wunderschönen Moment zerstören könnte.
Am Wochenende kam eine Mail von Nici, die den wundervollen Blog MICH und HONIG schreibt. Auf diesen Seiten verbrachte ich dann einige Zeit schmökernd. Nici macht unter anderem Bible Art Journaling und hier endlich platzte bei mir der Knoten. Seitdem habe ich jede freie Minute auf der Couch und mit meiner Journal Bibel verbracht.
Die Bibel ist ein Geschenk meiner besten Freundin und war bisher ungenutzt. Die Hemmung in die jungfräuliche Bibel zu malen, war zu groß. Aber Nicis Blog hat mir so viel Lust darauf gemacht…also habe ich angefangen. Erst mal nur mit Buntstiften.
Fazit der ersten Woche: Es war schön. Dankbarkeit als Gefühl, ohne Konkretes in Worte fassen zu können…oder zu müssen. Momente der Intimität mit Jesus, während ich via Hörspiel die Geschichten von Narnia zum ersten Mal höre. In Gedanken und Gebeten bei euch, neugierig, wie es euch wohl gerade geht und was ihr erlebt.
4 Comments
Petra H.
Liebe Tine!
Dieses Jahr war ich sehr entschlossen, dies und das zu fasten. Zwei Dinge, die mir sehr viel Disziplin abverlangen würden. Und wo ich schon ahnte, das ich mit meinem Versagen konfrontiert sein würde. Puhh!!! Aber es kommt gerade anders. Gott hat mir nämlich gezeigt ( gerade noch rechtzeitig zum Start), dass ich was ganz anderes fasten soll. Zuerst dachte ich „Ha, Petra, du machst es dir wieder einfach“. Aber es war so stimmig, so typisch Papa Gott, ich habe mich dann darauf eingelassen und faste BEWERTUNG! Eigenbewertung und die Bewertung von Anderen. Das fängt schon morgens an. Statt mir selbst vorzuhalten, was am vorherigen Tag wieder alles nicht gut war, lächel ich ganz bewußt und sage einfach nur Danke für den neuen Tag. Und was die Anderen betrifft, kommen gerade Prozesse in Gang, die mich total überraschen. Alleine meinen Herzallerliebsten nicht zu bewerten, bringt eine ganz andere Dimension in unsere Beziehung. Na, klappt nicht immer, aber ich nehme es wahr und kann dann umschwenken.Und was Gott mir über mich zeigt, ist hochoberspannend. Nicht nur leichte Kost, aber durchdrungen von Vaterliebe! So ist Er halt.
Danke für deine Inspiration und viel Segen auf deinem ganz eigenen Fastenweg.
Liebste Grüße von Petra H. 🙂
Tine
Hallo liebe Petra,
das klingt sehr spannend, was du schreibst! Danke, dass du es hier teilst. Ist Gott nicht toll, dass er sich genau das ‚Programm‘ für dich ausdenkt, das passt?
Und dass er es dir genau passend, kurz vorm Start noch gesagt hat. Wie heißt dieser Spruch so schön: „Gott greift ein; spätestens rechtzeitig.“ Ich mag den ja nicht so, wahrscheinlich weil er so wahr ist und ich so ungeduldig :-D.
Dass sich deine Entscheidung Bewertungen zu fasten auf die Beziehungen zu deinen Lieben auswirkt, kann ich mir vorstellen. Gerade zu uns selbst und zu denen, mit denen wir viel Verbindung haben sind wir halt oft sehr…hart (überlege gerade, ob dieses Wort es trifft).
Schreib bitte immer mal wieder, wies dir auf deiner Reise geht. Das ist so spannend.
Fühl dich feste umarmt.
Sonja
Liebe Tine! Danke für den inspirierenden Beitrag – ich durchstöbere den Blog nun auch gleich. Bible Art Journaling hat mich immer fasziniert, aber ich dachte immer: „Ich kann nicht zeichnen!“ Und trotzdem merke ich immer wieder: Wenn ich mich mit der Bibel auf kreative Art beschäftige, fällt alles gleich viel tiefer. Herzliche Grüsse und weiterhin so viel Güte und Gnade in der Fastenzeit (konnte mich in dem „nicht erarbeitet, nicht verdient“ sehr finden…), Sonja
Tine
Hallo Sonja,
so schön von dir zu lesen. Ich hoffe du hast viel Spaß auf der Seite von Nici und findest Inspiration.
Ich muss immer wieder an deinen Artikel mit dem Nicht-Dekorieren (…und jetzt?) denken. Das entspannt mich, wenn ich auf meine leeren Fenster schaue. Bald ist Frühling.
Ein lieber Gruß zu Dir & Segen für Deine Zeit und Aufgaben.