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Zwischenzeitlich

Und dann gingen mir die Worte aus. Erst wollte ich es nicht wahrhaben, versuchte engagierter und zunehmend verbissener zu schreiben. Bis gar nichts mehr ging. Der Nebel kam und mit ihm die Stille.

In dem Buch ‚The Artist’s Way‘ schreibt Julia Cameron darüber, dass der innere Künstler gefüttert werden will. Ich muss zugeben, dass mir das Buch ein bisschen zu abgehoben ist, aber das Konzept von ‚Du kannst nicht mehr ernten, als du angepflanzt hast, Schätzchen‘, leuchtet mir dann doch ein.

Also hab ich mich zurück gezogen. Ohne zu wissen, wann und ob die Wörter zurückkommen würden. Und  ohne zu wissen, ob ihr dann noch da sein würdet, um sie zu lesen. Das Gefühl der Schuld hängt wie ein riesiger Felsbrocken über mir. Ich habe mich nicht mal richtig von euch verabschiedet. Das ist gar nicht meine Art. Aber diesmal eben irgendwie doch. 

Ich habe nicht geschrieben. Nicht hier auf dem Blog, nicht Tagebuch, keine schnellen, kreativen Notizen, die normalerweise an allen Ecken und Enden der Wohnung kleben, liegen oder aus Buchseiten rutschen. Nicht mal Weihnachtskarten gingen dieses Jahr raus.

Nur wissenschaftliches Schreiben ging weiterhin ganz wunderbar. Glücklicher- und frustrierenderweise scheint das eine andere Wörterquelle zu sein.

Erst kurz vor Weihnachten kam der Wunsch zu lesen. Und mit den ersten Zeilen ein fast unstillbarer Hunger. Seit dem ist das Handy die meiste Zeit aus und ich verbringe jede freie Minute in Büchern. Historische Romane, Krimis, Liebesromane (ich kann es selbst nicht fassen), Dramen, humoristisches, biblische Bücher, Biographien, Phantasie. Wären Bücher ein Buffet wäre mir von dem vielen Durcheinander schon längst schlecht.

Und heute Abend, beim Abendessen, klopfte plötzlich und unerwartet eine Idee an meinen Kopf (von innen). Ein erstes Aufleuchten von Wörtern, ein Aneinanderreihen von Gedanken und die Sehnsucht Empfindungen in Worte zu fassen. Es rutschte mir schneller wieder aus dem Kopf heraus, als ich Zettel und Stift finden konnte. Aber es war da!

Ich weiß noch nicht, ob mein literarischer Fressanfall meinen inneren Grundwasserwörterspeicher wieder auffüllen konnte. Ob ich zukünftig wieder einmal die Woche schreiben kann. Oder ob ich in Zukunft mehr darauf achten muss, weniger Wörter zu schöpfen als ich in ihre Regeneration zu investieren bereit bin (cleverer Gedanke. Kann ich generell empfehlen. Müsste mich nur selbst auch dran halten.)

Aber nun bin ich wenigstens so weit, dass ich euch diese kurze Nachricht schicken kann mit der Hoffnung und Zuversicht, dass es hier auf dem Blog bald wieder weiter geht.

Und ich möchte noch Danke sagen, für alle die mir Mails und Nachrichten geschickt haben (und immer noch auf eine Antwort warten). Und an alle anderen, die immer wieder hier vorbeischauen und still warten. Danke, dass ihr noch da seid. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist, gerade im Internet. Es ist mir so viel wert.

Aus dem sich lichtenden Nebel

Eure Tine

11 Comments

  • Annette

    Liebe Tine,
    schön, dass du wieder da bist!!! Ich bin eine von den stillen Lesern und habe immer mal wieder rein geschaut!
    Liebe Grüße Annette

    • Claudia

      Musste breit grinsen beim Lesen. Ich mag deine tief geschöpfen Gedanken. Logisch, dass man dafür einen riesigen Vorrat an Wörtern braucht. Und an Reflexionszeit. Kein Grund für ein schlechtes Gewissen! Bin froh, dass es dir gut geht.
      LG von Claudia, die für mind. 123 Seitenaufrufe verantwortlich ist

  • christina

    Du bist wieder da! Wie schön. Und wie weise aufzuhören, wenn die Worte ausgehen. Und wenn sie wieder kommen, dann haben sie was erzählen. Bin gespannt! Schick dir eine dicke Umarmung!!!!

  • Becky

    Liebe Tine,

    Deine Nachricht an uns hast Du mal wieder auf so wundervolle Art in Worte gefasst, dass ich (ebenfalls) mal wieder nur staunen kann über diese Gabe…
    Den Felsbrocken der Schuld schiebst Du bitte zeitnah mit einem entschiedenen Schubs über die Felskante. Der ist nun wirklich sowas von überflüssig. Du beschenkst uns hier von Zeit zu Zeit – und manchmal ist es sogar fast schöner, unerwartet einen neuen Post von Dir zu lesen, als jeden Dienstag… (wobei ich zugebe, dass es Dienstage gab, an denen ich schon ganz vorfreudig war ;)) Und Geschenke und Schuld passen irgendwie nicht in die selbe Kategorie. Ich habe es nicht auf die Reihe bekommen meiner Schwester zum 40. heute ein Geschenk zu schicken. Da fühl ich mich auch schuldig, okay… aber es wird nachgereicht und … Deine Leser haben keinen Geburtstag sondern werden einfach so von Dir beschenkt… Also bitte, gell.. 😉

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall weiterhin viel Freude beim literarischen Futtern, schau weiterhin treu hier vorbei und schick Dir einen Drücker.
    Liebste Grüße,
    die Becky

  • Judith

    Liebe Tine,

    …wie sehr hab ich mich gerade darüber gefreut einen Blogeintrag von dir zu entdecken!
    Immer wieder hab ich nachgeschaut… mir manches Mal gedacht, ob alles in Ordnung ist bei dir???
    Umso mehr freue ich mich, dass sich meine Sorgen als unbegründet herausgestellt haben
    und der Nebel sich wieder lichtet…

    Ich freue mich auf deine zukünftigen Worte!

    Liebe grüße Judith (die still gewartet hat 🙂 )

  • Vera

    Liebe Tine,
    auch ich hab mich sehr gefreut, als ich gerade gesehn hab, dass Du wieder geschrieben hast. Du brauchst Dich wirklich nicht schuldig zu fühlen. Alles hat seine Zeit, auch die Ruhephasen, sonst hätt Gott sich ja auch den Winter nicht ausgedacht. Umso schöner, wenn dann ganz leise wieder etwas beginnt, den Herzensboden zu durchbrechen und gute Bücher Dich hierbei mehr inspirieren als das Handy 😉
    Ganz liebe Grüße von Vera

  • Tine

    Ach ihr Lieben, ich kann euch gar nicht sagen, was mir eure Kommentare bedeuten. Habt vielen, vielen lieben Dank! Ihr seid einfach wunderbar.

  • Sonja

    …und von mir natürlich auch noch ein herzliches DANKE, dass du wieder schreibst. Ich habe deine Stimme vermisst. Und ich bin für die meisten Klicks aus der Schweiz verantwortlich in deiner Statistik 🙂

    Trotzdem finde ich es toll, dass du eine Auszeit gewagt hast.

    Eine liebe Umarmung!!
    Sonja

  • Dorothee

    Liebe Tine,
    auch ich freue mich wieder von dir zu hören. Geh deinen eigenen Weg, nur der ist richtig. Wünsche dir alles Gute für 2022.
    Herzliche Grüße
    Dorothee

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