Ein Sommernachtstraum
Als Kind fielen Glühwürmchen für mich in eine gemeinsame Kategorie mit Elfen und Einhörnern: irgendwo existieren sie, zeigen sich aber nur den Auserwählten. Offensichtlich jedoch, gehörte ich nicht zu dieser Gruppe.
Als Erwachsene verlagerte sich mein Suchen von leuchtenden Wesen, hin zu glitzernden Medaillen. Ich finde die vor allem dann attraktiv, wenn man sie im sportlichen Wettkampf gewinnen kann. Ein Bekannter nannte das neulich Lametta-geil. Ich nenne es Glühwürmchen-Ersatz. Nun habe ich zwar außer Teilnehmerurkunden noch nie was mit nach Hause genommen, aber egal, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Und jetzt ist es mal wieder soweit:
Das gemeinsame Frühstück entfällt
Ich liebe den frühen Morgen. Für viele ist das der absolute Irrsinn - verständlicher Weise. Aber ich mag die Zeit der Ruhe. Die Zeit vor all den Mails, Telefonaten und Aufgaben. Die Zeit, in der ich nicht funktionieren muss, sondern einfach sein darf - ungeschminkt und langsam, mit Kissenabdruck im Gesicht.
Mein Tag beginnt gegen halb sieben und die erste Stunde vom Tag gehört mir. Erst wird Kaffee gekocht und dann kuschle ich mich mit Decke und Bibel auf meinen Lieblingssessel. Frühstück mit Jesus.
Heute nicht.
"Lass uns rauben gehen!"
Mein Vater wollte sein Leben lang nichts von Gott wissen. Auf meinen Glauben reagierte er oft mit milden Spott, mit einem leichten Kopfschütteln oder er reagierte gar nicht.
Es ist drei Tage nach der Gemeindefreizeit und ich fahre nach Hause zu Papa. Der Zauber der Freizeit verfliegt. Zwar hallen noch immer die Gebete nach und viele aufmunternde Nachrichten von Freunden begleiten mich auf meinem Smartphone. Dennoch fahre ich wieder in eine ‚andere Welt‘. Beten fällt mir mit jedem Meter schwerer. Ein Phänomen, das ich schon häufiger beobachtet habe.
Im Auto bete ich ein letztes intensives Gebet, bevor ich die Autobahn verlasse.
Danke...für Socken und Schlüssel
Mein Papa hat Lungenkrebs, seine Arzttermine häufen sich, und als Betreuungs- und Vertrauensperson sollte ich ihn so oft wie möglich begleiten (d.h. rund 600 km Autofahrt). Auf Arbeit stapeln sich die Aufgaben. Daheim sieht’s aus wie Sau. Außerdem hat sich Besuch angekündigt. Die Waschmaschine quittiert zeitgleich mit der Gemeinde-Homepage den Dienst. Der Karabiner meines Schlüsselbundes bricht unbemerkt ab und der Schlüssel für die Schließanlange ist weg. Mein entzündetes Bein will immer noch nicht heilen und zu alledem hat sich ein Erkältungsvirus in mir breit gemacht und ich fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht.